Rhiana Spring
Gründerin und Präsidentin
Kona Connect
Kategorie IT-Tech
Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für die Karriere Deiner nominierten Person?
Als Rhiana für die UNO in Westafrika arbeitete, kamen fünf Flüchtlinge in ihr Büro und suchten Hilfe. Seit Jahren hatten sie an Türen geklopft, um Hilfe bei der Einschulung ihrer Kinder zu erhalten. Jedoch ohne Erfolg. Rhiana versuchte vergeblich verschiedenste Organisationen für diese Flüchtlinge zu mobilisieren. Als dies nichts brachte, entschied sie, sich an ihr Netzwerk zu wenden. Durch die richtigen Kontakte konnten so innert Tagen drei Lösungen gefunden werden und die Kinder wurden im gleichen Monat eingeschult. Die Flüchtlinge wussten selbst am besten, welche Unterstützung für sie am hilfreichsten ist und die Organisationen konnten diese anbieten. Es brauchte lediglich jemanden, den die hilfesuchenden Menschen mit den hilfe-bietenden Stellen verband.
Inspiriert durch diese Erfahrung begann Rhiana mit der Entwicklung einer Technologie, um Menschen in Not zu helfen. Die Idee: eine Technologie, welche Menschen zu individualisierten Informationen leitet. Einerseits hilft dieses Tool den Menschen sich in der überwältigenden Informationsmenge zurechtzufinden; andererseits hilft das Tool die unterbesetzten und chronisch unterfinanzierten Organisationen zu entlasten, sodass dessen MitarbeiterInnen die Zeit mit den Menschen in Not quantitativ und qualitativ besser nutzen könnten. Die Digitalisierung gab Rhiana das Handwerk um diese Vision umzusetzen und so rund-um-die-Uhr mehr Menschen erreichen und helfen zu können.
Unser diesjähriges Motto ist „Beyond next level“. Wie kann Digitalisierung die Gesellschaft positiv verändern?
Es braucht dringend eine «beyond next level» Intervention, um die Pandemie der häuslichen Gewalt effektiv zu bekämpfen. 1 von 4 Frauen in der Schweiz und weltweit erleben häusliche Gewalt. Sie sind oft isoliert und Zuhause mit dem Täter eingesperrt. Sie brauchen einen Weg unauffällig und sicher “beyond next level” Hilfe zu erreichen.
In Verbindung mit Menschenrechten kann die Digitalisierung eine inklusive Gesellschaft fördern, indem das menschliche Potential mit der Stärke der Technologie in Einklang gebracht und fusioniert wird. Neue Technologien erleichtern Menschen in Not Zugang zu Informationen und Hilfsmitteln und fördern ihre soziale Teilhabe. Digitale Instrumente können Verbindungen über Zeit und Raum schaffen, wo vorher keine waren. Künstliche Intelligenz kann unterbesetzte und chronisch unterfinanzierte Institutionen gerade im sozialen Bereich entlasten. So können mehr Menschen unterstützt werden.
Die Digitalisierung erlaubt es auch, die Dunkelziffer häuslicher Gewalt zu reduzieren, und durch die Datenanalyse die Hilfeleistungen stets zu verbessern und an die Bedürfnisse anzupassen. Die Digitalisierung ermöglicht einen Paradigmenwechsel, der vom grassroots level, d.h. personenzentriert, vorangetrieben werden kann!
Das Projekt
Sophia: Eine 24h digitale Begleiterin von Opfer der häuslichen Gewalt
Das Projekt „Sophia“ ist der weltweit erste Chatbot, der rund um die Uhr allen Personen zur Verfügung steht, die unter häuslicher Gewalt leiden und Hilfe benötigen. In der Covid-19-Pandemie nahm die häusliche Gewalt auch aufgrund der lockdown weltweit drastisch zu. Gerade in dieser Situation ermöglicht es Sophia so, Personen zu erreichen, die zu Hause mit den Tätern eingesperrt sind.
Sophia hilft in dreifacher Hinsicht (SIE): Sammle beweise. Informiere dich über deine Rechte. Erfahre mehr über deine Möglichkeiten. So einfach wie mit einer Freundin zu chatten: Du öffnest einfach dein Telegram oder Whatsapp, suchst nach “Sophia Chat” und schon ist sie da um dir zu helfen. Dies garantiert eine niederschwellige und v.a. anonyme Kontaktaufnahme, welche auf der einen Seite die Hemmschwelle senkt, um nach Hilfe zu fragen, und auf der anderen Seite, Organisationen mit ihrem überstrapazieren Arbeitspensum entlastet. Unabhängig vom Standort – sei es in Bern oder einem kenianischen Dorf – ist für die Verbindung mit Sophia lediglich ein Gerät mit Internetzugang erforderlich. Sophia ist eine vertrauenswürdige und anleitende Freundin von Frauen und Männern in Missbrauchsbeziehungen. In 25 Sprachen informiert Sophia über Grundrechte, Beratungsdienste, Kontaktangaben zu Frauenhäuser und die Implikationen einer Anzeige. Alles ohne eine digitale Spur zu hinterlassen.
Dank der Unterstützung von 60 interdisziplinären freiwilligen Helfer*innen aus der ganzen Welt konnte „Sophia“ innert Kürze zum Leben erweckt werden. Das Projekt, das vor Kurzem ein Jahr alt wurde, wird auch von der ETH-Lausanne, ZHAW, und Investoren im Silicon Valley unterstützt, und wurde in der Sendung Kultur kompakt von SRF vorgestellt.