Jolanda Spiess-Hegglin

Jolanda Spiess-Hegglin

Geschäftsführerin

#NetzCourage

Kategorie Innovation

Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für die Karriere Deiner nominierten Person?

Die Digitalisierung hat mich einerseits fast umgebracht, doch durch gezieltes Nutzen der neuen Möglichkeiten habe ich ein digitales Fangnetz für Frauen* schaffen können.
#NetzCourage unterstützt Betroffene von Digitaler Gewalt und hat nun mit dem #NetzPigCock ein Tool geschaffen, mit welchem sich Frauen* niederschwellig und schnell gegen Sexuelle Onlinebelästigung wehren können.

Unser diesjähriges Motto ist „Beyond next level“. Wie kann Digitalisierung die Gesellschaft positiv verändern?

Digitalisierung bedeutet eben nicht nur Arbeitseffizienz oder Vergnügen. Durch die Digitalisierung haben gerade Frauen* und Minderheiten endlich eine laute Stimme bekommen. Die Vernetzung und innovative Projekte sollen uns stärken und vorwärtsbringen. Wir müssen es nur tun.

Das Projekt

Mit dem schweizweit ersten Anzeigegenerator #NetzPigCock habe ich mit dem Verein #NetzCourage eine Möglichkeit entwickelt, DickPics – ungefragt erhaltene Penisbilder – innerhalb 60 Sekunden zur Anzeige zu bringen. Betroffene von sexueller Belästigung sollen durch #NetzPigCock (www.netzpigcock.ch) gestärkt werden. Im ersten Betriebsmonat wurden 1‘178 Strafanträge generiert, eine unglaublich hohe Zahl, welche die Problemzone der Gesellschaft sichtbar macht.

In der Schweiz bekommt gemäss aktuellen Umfragen fast jede zweite Frau* Bilder von männlichen Geschlechtsteilen online zugeschickt, ohne dass sie danach gefragt hätte. Dies irritiert, lähmt, hemmt, triggert und führt oftmals dazu, dass sich Betroffene aus den Sozialen Medien zurückziehen oder sich stark einschränken. Dies ist das Gegenteil von dem, was im Jubiläumsjahr des Frauenstimmrechts zu wünschen wäre, denn die Demokratie gerät so aus dem Gleichgewicht.

Mit dem Projekt #NetzPigCock schützten wir Frauen* vor diesem Stillmachen («Silencing»). Damit werden den Tätern im selben Zug auch die Grenzen aufgezeigt.

Mit #NetzPigCock können solche Belästigungen in 60 Sekunden zur Anzeige gebracht werden. Nach der Eingabe der nötigen Angaben auf www.netzpigcock.ch wird ein PDF direkt im Browser angefertigt, gespeichert wird nichts. Durch die Vorfrankierung ist die Anzeigeerstattung maximal niederschwellig.

#NetzCourage weiss, dass Anzeigen nützen, Wiederholungstäter sind selten. Bevor #NetzPigCock im März lanciert wurde, bedeutete das Anzeigen solcher Grenzüberschreitungen aber tatsächlich noch, das erhaltene Penisbild auf Papier ausdrucken zu müssen und auf einem Polizeiposten ein stündiges Protokoll anzufertigen. Dies kann sehr demütigend für die betroffene Frau* sein. Ausserdem sollte man meinen, dass es in Zeiten der Digitalisierung und der Gleichstellung bessere Möglichkeiten gibt.

#NetzPigCock soll auch auf Gesellschaft und Politik wirken: Diese täglichen Demütigungen und strafbaren Belästigungen werden in der Kriminalstatistik auftauchen. Wenn sich #NetzPigCock bewährt, zeigt dies die Problemzonen unserer Gesellschaft auf und weiter, dass die Situation für Frauen* mit innovativen und unkonventionellen Projekten verbessert werden kann.